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Warum betest du?

Warum betest du?

Wenn ich die Apostelgeschichte durchlese, dann bin ich von der Zentralität und der Intensität des Gebets inspiriert. Schon vor dem Ausgießen des Heiligen Geistes „verharrten alle einmütig im Gebet“ (Apg 1,14); nach der Gründung der ersten Gemeinde war das gemeinsame Gebet ein festes Kennzeichen der Christen (Apg 2,42); und auch in Kapitel 4 – nach der ersten Verfolgung – zog es die Apostel zurück ins Gebet.

„Und als sie gebetet hatten, bewegte sich die Stätte, wo sie versammelt waren: und sie wurden alle mit dem Heiligen Geist erfüllt und redeten das Wort Gottes mit Freimütigkeit.“ Apostelgeschichte 4,31

Wenn wir diese Geschichten lesen, dann ist es gut sich über das „Was“ Gedanken zu machen. Aber ich glaube, dass wir noch tiefer gehen sollten, um das „Warum“ zu entdecken. Warum beteten die Apostel so? 

Es gibt verschiedene Motivationen zu beten. Manche davon sind gut, andere nicht so. Man kann aus Religiosität beten („Damit andere sehen, dass ich Gott nachfolge, sollte ich mehr beten“), man kann aus Gehorsam beten („Jesus sagt, wir sollen beten – dann beten wir eben“). Aber die Apostel beteten weder aufgrund von Religiosität (keine gute Motivation), noch aus Gehorsam (grundsätzlich eine legitime Motivation). Sie beteten aufgrund eines unermesslichen Bedarfs für das mächtige Einschreiten und Wirken Gottes. Ihr Auftrag brachte sie an einen Ort der völligen Abhängigkeit von Gott. Dieser Auftrag war größer als sie selbst. Wenn Gott nicht wirken würde, dann würden sie in echten Schwierigkeiten stecken. Das wussten sie und so beteten sie.

Durch die ganze Bibel hindurch lesen wir von Menschen des Gebets. Mose, Nehemia, Daniel und so weiter. Diese Menschen beteten vor allem deshalb, weil ihr jeweiliger Auftrag größer als sie selbst war und sie darauf angewiesen war, dass Gott wirkt. Mose musste ein riesiges Volk aus Ägypten und 40 Jahre lang durch die Wüste führen. Nehemia musste eine zerstörte Stadt(mauer) mit einem verstreuten Volk wieder aufbauen. Und Daniel musste in einem der anti-christlichsten Königreiche dienen. 

Ich höre immer wieder Sätze wie „Wir sollten mehr beten“. Und auch ich habe diesen Satz schon mehr als einmal gesagt. Aber je mehr ich über dieses Thema nachdenke, desto mehr denke ich, dass das nicht der richtige Ansatz ist. Ich glaube, wir sollten uns wieder mehr unseres Auftrages bewusstwerden, denn dann werden wir ziemlich schnell ins Gebet gezogen. Jesus hat dir und mir den Auftrag gegeben, überall dort wo wir sind, andere zu Jüngern zu machen (der Missionsbefehl heißt wörtlich übersetzt: „Beim Gehen, mach zu Jüngern...“). Dieser Auftrag ist größer als wir selbst. Wenn wir unsere Nachbarschaft als Ort sehen, wo Jesus uns hingestellt hat, um Jünger zu machen; wenn wir unsere Lebens-Beziehungen anschauen als Beziehungen, durch die wir Menschen zu Jüngern machen können; wenn wir zu den Armen, den Kranken, den Verlorenen gehen, dann erleben wir sehr schnell, dass wir aus uns selbst nicht das haben, was sie brauchen und dass wir darauf angewiesen sind, dass Gott wirkt. Der Satz ist bekannt „Prayer fuels mission“ (Gebet treibt Mission an). Ich glaube, es wirkt auch andersherum: Mission fuels prayer!

Fragen zur Reflektion

  • Ich möchte dich einladen, auch in deinem Leben die Frage nach dem Warum zu stellen. Warum betest du? Oder vielleicht auch: Warum betest du nicht?
  • Für welche Aspekte deines Lebens brauchst du das übernatürliche Wirken Gottes? Gibt es Teile deines Lebens, wo du auch gut über die Runden kommst, selbst wenn Gott nicht wirkt? Wie kannst du diese Bereiche wieder an einen Ort bringen, wo du völlig abhängig von Gott bist?
  • Was bedeutet Jesu Jüngerschaftsauftrag für dich konkret? Wie lebst du diesen Auftrag gerade, dort wo du bist, aus?
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