Gott pflanzte den Samen für das Wachstum der Mission in das Herz von Khai, Leiter von OM in Myanmar. In den letzten Jahren weitete sich der Dienst auf entlegenere Orte aus, wo Jesus Christus noch nicht bekannt ist. Und obwohl COVID-19 viele Träume zu zerstören scheint, ist Gott immer noch am Werk.
„Als ich zum ersten Mal Direktor von OM in Myanmar wurde und die Vision von OM sah, Gemeinschaften von Jesus-Nachfolgern an den Orten zu sehen, wo es keine gab, war mein erster Gedanke: ,Okay, wen bilden wir hier in Myanmar dafür aus?‘“, erzählte Khai 2018 in einem Interview. In den nächsten Jahren veränderte er den Fokus im Team. Sie verließen sich nicht mehr hauptsächlich auf ausländische Freiwillige und arbeiteten in der Hauptstadt, sondern bildeten Dutzende von einheimischen Jesus-Nachfolgern aus, die eine Leidenschaft für diejenigen haben, die Jesus noch nicht kennen, und arbeiteten mit ihnen zusammen. Viele von ihnen lebten bereits an abgelegenen Orten.
„Ausländer kommen und gehen, und ihre Sprachfähigkeiten sind begrenzt“, erklärte Khai. „Aber wenn die Ausländer kommen und uns ausbilden und hinter uns stehen, können wir unsere eigenen Leute in schwierige Gegenden in unserem eigenen Land aussenden – zu unseren eigenen Leuten.“ Er erkannte, dass Ausländer in Myanmar langfristig nur begrenzt arbeiten können, geschweige denn in ländlichen Gebieten, wo viele Menschen noch nichts von Jesus gehört haben. „Khai hatte eine sehr klare Vision, wohin er die Arbeit hier führen wollte. Er war entschlossen, auf diese Vision hinzuarbeiten“, berichtet ein OM-Kollege. „Er verlagerte den Schwerpunkt des Teams dorthin, wo es keine Gemeinden gab.“
Diese Vision, mehr Menschen vor Ort auszurüsten und auszubilden, hatte Gott Khai schon gegeben, bevor dieser die Führungsrolle antrat. Es mag lange gedauert haben, bis seine Vision Wirklichkeit wurde, aber während Khai sein Team leitete und mit vielen Menschen rund um den Globus zusammenarbeitete, die seine Leidenschaft teilten, Jesus-Nachfolger in Myanmar auszubilden, wirkte Gott weiter in den Herzen der Menschen. „Anfang 2019 mobilisierte Khai über 20 Menschen aus ganz Myanmar und lud sie zu einem Training ein", teilt Palin* mit, ein OM-Trainer, der mit Khais Team zusammenarbeitete. „Wir arbeiteten an einem zweijährigen Schulungsprogramm und ab Januar 2019 gab es drei einwöchige Seminare und dann eines im Januar 2020, das zufällig das Letzte war, das vor der Schließung wegen der Corona-Pandemie angeboten wurde.“ Es gab auch eine Strategie für die Nachbereitung mit viel Gebet und praktischer Unterstützung.
Unterbrochen von Corona
Mit der weltweiten Ausbreitung des Coronavirus änderte sich das Leben von Millionen Menschen. Das galt auch für Khai, sein Team und die Partner im Land. Im Februar 2021 fand zudem in Myanmar ein Militärputsch statt, der das Land weiter erschütterte. Vor allem das Gesundheitssystem stand kurz vor dem Zusammenbruch, da viele Ärzte und Mitarbeiter des Gesundheitswesens streikten, untertauchen mussten oder vom Militär verhaftet wurden. „Es gab 240 dokumentierte Fälle von Angriffen auf Gesundheitseinrichtungen und medizinisches Fachpersonal“, berichtet Tom Andrews, UN-Sonderberichterstatter für Menschenrechte in Myanmar. „Man kann nicht Covid-19 angreifen und gleichzeitig Ärzte, Krankenschwestern und Kliniken angreifen. Das ist genau das, was eine schlechte Situation wie in Myanmar exponentiell verschlimmert.“**
Anfang Juli erkrankte Khai an Corona und wurde zu Hause von seiner Frau, einer ausgebildeten Krankenschwester, und seinem Bruder gepflegt. Eine Zeit lang sah es so aus, als würde er sich erholen, aber am 8. Juli verschlechterte sich seine Atmung und er wurde in ein unterbesetztes Krankenhaus eingeliefert. Aufgrund ihrer Ausbildung konnte Khais Frau ihm Sauerstoff verabreichen. Vier Tage später verstarb Khai jedoch, nachdem er weder im Krankenhaus noch anderswo in der Nähe Sauerstoff bekommen konnte. Er hinterließ seine Frau, drei kleine Kinder und einen wachsenden Dienst unter Menschen, die noch nie etwas von Gottes Liebe gehört haben.
Wertschätzung der Menschen
„Khai schätzte die Arbeit seines Teams, aber noch mehr schätzte er die Menschen“, erinnert sich Khais Bruder GoChin. „Er war ein dienender Leiter, hatte ein großes Herz und kümmerte sich sehr um andere – insbesondere um die Ausgegrenzten und Vergessenen.“ Khai führte sein Team und andere Partner an häufig übersehene Orte: Gemeinschaften verarmter Menschen, Menschen, die mit HIV und Aids oder Lepra leben. Menschen, die von saisonalen Überschwemmungen betroffen waren und alles verloren haben, und Menschen, die in so abgelegenen Teilen Myanmars leben, dass sie keinen Zugang zu einer Kirche haben. Khai nutzte seine Fähigkeit, Netzwerke zu knüpfen, und seine Leidenschaft für die Verlorenen, um mit anderen Jesus-Nachfolgern zusammenzuarbeiten und die Hoffnung und Liebe Christi weiterzutragen.
Khai wuchs in einer christlichen Großfamilie in Myanmar auf und war mit Armut vertraut. „Es gab eine Zeit, in der unsere Familie nicht genug Schuhe für alle hatte“, beschrieb GoChin ihre Kindheit. „Wir konnten nicht arbeiten gehen, weil wir keine Sandalen oder Schuhe hatten.“ Also reiste Khai im Alter von 18 Jahren nach Thailand, um dort zu arbeiten – nur um schließlich Opfer von Menschenhandel zu werden. Anstatt seiner Familie Geld nach Hause schicken zu können, wurde ihm gesagt, dass er mehr Geld schulde, als er für seine Reise und Unterkunft verdienen könne. Nach einem besorgten Anruf seiner Familie floh Khai aus Thailand und kehrte wieder nach Hause zurück.
Er besuchte zunächst die Bibelschule in Yangon, Myanmar, und dann eine in Indien und begann 2004 seinen Dienst in der Mission in Sri Lanka. Er war dabei, als der verheerende Tsunami die Küste zerstörte. Durch all diese Erfahrungen wuchs Khais Herz für die Übersehenen und Ausgegrenzten immer weiter.
Nachdem er und sein Team 2018 in einem überschwemmten Gebiet Hilfe geleistet hatten, erinnerte sich Khai daran, wie sein Herz für einen älteren Mann brach, welcher aufgrund des ständigen Hochwassers eine Lungenentzündung bekommen hatte. „Er konnte nicht richtig atmen und sah sehr müde und krank aus. Also sagte ich ihm, dass wir gekommen sind, um ihm zu helfen, weil wir ihn lieben – und er weinte. Alle dort waren so glücklich, dass wir ihnen Medikamente und Essen brachten. Aber wir haben ihnen an diesem Tag auch die Liebe von Jesus gebracht.“
Die Pläne haben gerade begonnen
Durch die biblisch fundierte Missionsschulung, die Khai und andere in den letzten Jahren für Christen in Myanmar angeboten hatten, haben sich zwölf neue Gemeinschaften von Jesus-Nachfolgern gebildet. Sie wachsen weiter in Teilen des Landes, in denen es zuvor keine christlichen Gemeinden gab. Diese Orte der Hoffnung sind an Orten entstanden, die von anderen vergessen wurden. Aber Gott hat sie nicht vergessen. „Weil Khai sich um diejenigen kümmerte, die in diesen Gemeinschaften dienten, und versuchte, sie zusammenzubringen, um die am wenigsten Erreichten zu erreichen, sind in den letzten zwei Jahren Fortschritte erzielt worden“, freut sich Palin.
Ein anderer OM-Kollege beschreibt Khai so: „Er stellte sich nie ins Rampenlicht und versuchte nicht, jedem zu erzählen, was für große Pläne er hatte. Aber er hatte eine sehr klare Vision davon, wohin Gott seiner Meinung nach die Arbeit hinführen wollte“.
Das OM-Team und seine Partner trauern über den plötzlichen Verlust von Khai und bleiben dennoch hoffnungsvoll, was Gott in Myanmar weiterhin tun wird. GoChin sagt: „Ich glaube, die Menschen sind gerührt, wenn sie in einer schwierigen Zeit jemanden finden, mit dem sie reden können. Khai hat den Menschen nicht nur praktisch geholfen, indem er ihnen Essen oder Medikamente gab, sondern er hat sich auch Zeit genommen, ihnen zuzuhören und mit ihnen zu reden.“ Freundlichkeit und ein warmes Herz sind ebenso wichtig, um zu geben – und etwas, das jeder braucht.
*Name geändert
**https://edition.cnn.com/2021/07/21/asia/myanmar-covid-oxygen-intl-hnk/index.html
Kahi berichtet über die Arbeit in Myanmar (Englisch)