Die großen Fenster erhellen den Saal der Heilsarmee auf St. Pauli. Die Septembersonne bietet eine sanfte Beleuchtung für die entstehenden Werke der mutigen Kreativbegeisterten, die den Weg in das offene Atelier gefunden haben.
Die großen Fenster erhellen den Saal der Heilsarmee auf St. Pauli. Die Septembersonne bietet eine sanfte Beleuchtung für die entstehenden Werke der mutigen Kreativbegeisterten, die den Weg in das offene Atelier gefunden haben.
Ein Mann kreiert eine Berglandschaft in saftigen Grüntönen. Eine junge Frau bringt zuerst vorsichtig bunte Schichten auf ihr leeres Papier, bis sie mutiger wird und mit einem Spachtel die Farben ineinander verschwimmen lässt. Ein anderer Besucher scheint nur braunschwarze Kleckse hervorzubringen, doch mit der Zeit entsteht sein Elternhaus in seinem polnischen Heimatdorf. Alles im Blick hat Guido Müller, Maler aus Hamburg, der sich darauf spezialisiert hat, durch spielerisches Malen mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Dabei erleben die Gäste nicht selten, wie ihre Kreativität ganz neu aufblüht.
Im Hintergrund hört man Gitarrenmusik und die sanfte Stimme von Nina Vollmer, die vom Foyer auf die Straße dringt. Ihre Musik lockt Passanten an, die auf dem Weg zum Sightseeing, Musicalbesuch oder Einkaufen sind – ein vielfältiges Publikum aus Nachbarn von St. Pauli, Touristen aus aller Welt und Menschen, die auf den Straßen zu Hause sind. Eine ältere Dame aus der Nachbarschaft, die wir schon im vergangenen Jahr kennengelernt hatten, sitzt aufmerksam und zu Tränen gerührt im Mini-Konzert. Im Plausch danach erfährt Liedermacherin Tina Braun von ihr, dass einer ihrer persönlichsten Songs Szenen ihrer eigenen Lebensgeschichte beschreibt. Ob sie Frieden gemacht hat mit ihrer Vergangenheit, bleibt jedoch offen.
Britta Kräft unterhält sich angeregt mit einem voll tätowierten Mann, der seine beiden Hunde an der Leine hält. Sie hatte ihn am Vormittag auf den Straßen St. Paulis getroffen und mit ihrer Kamera porträtiert. Nun holt er sein Foto ab und fühlt sich sichtlich wertgeschätzt. Ein anderer Mann, der schon lange ohne Wohnung lebt, berichtet davon, dass er die Bilder zu seinen Kindern nach Hause schicken will, damit sie ein Lebenszeichen von ihm bekommen. Britta spannt den Bogen zu ihrem eigenen Glauben, der davon zeugt, dass Gott uns alle schön und einzigartig gemacht hat.
Von einer persönlichen Begegnung mit diesem Schöpfergott und Vater erzählt die Pantomime von Birgit Spielvogel, die jede Stunde einmal vorgeführt wird. Eine Frau begegnet zwei Personen – einem Mann, der nur ihren Körper will und dem sie die begehrenswerte Frau vorspielt, und Jesus, der ihr echte Freude und Annahme schenken will. Im Anschluss können die Besucher des offenen Ateliers die dazugehörigen Zeichnungen betrachten und den Text hören, der die Grundlage des Stücks bildet - ein Projekt, das den Betrachter tief bewegt still dasitzen lässt. Nach einer kurzen Pause erscheint, untermalt mit Musik, auf der Leinwand im Saal eine Präsentation von Michael Schweigers Digital Art. Der Künstler gibt Einblicke, wie solch ein Werk entsteht, indem man ihm via Projektion über die Schulter schauen kann.
Das bunte Treiben wird in kleinen Skizzen eingefangen von Claire, die mit ihren Schnellporträts Momente, Mimiken und Reaktionen auf einer Flipchart oder einem Block zu Papier bringt. Neben ihr steht eine Frau, die fasziniert zusieht. Auf das Angebot, selbst den Stift in die Hand zu nehmen, reagiert sie erst zögernd, verliert sich dann aber doch recht schnell in ihren eigenen Schaffensprozess.
So entsteht durch dieses offene Atelier – in Kooperation mit den engagierten Mitarbeitern der Heilsarmee auf St. Pauli – Raum für Kunst und Austausch, der immer wieder in Gespräche mündet über das Leben und Möglichkeiten bietet zu erzählen, was Gott in unserem Leben getan hat.