Anbetung ist der innigste Ausdruck unserer Beziehung zu Gott. Sie ist eine Form von Interaktion mit ihm, die viel mehr ist als etwas über ihn zu wissen oder ihn erkannt zu haben. Fast könnte man mit Hiob sagen: „Ich hatte von dir nur vom Hörensagen vernommen; aber nun hat mein Auge dich gesehen“ (Hi 42,5) – „sehen“ natürlich mit geistlichen Augen – und tatsächlich sollen wir Gott „im Geist und in der Wahrheit“ anbeten (Joh 4,23-24). Vielleicht ist Anbetung eine Kostbarkeit, die unserem Blickfeld etwas entschwunden ist und im Glaubensalltag ein wenig an Kontur verloren hat. Wichtig ist, dass die innige Begegnung des Einzelnen mit Gott in der Anbetung auch ohne Bühne, Instrumente, PA, Programm oder Props auskommen kann.
„Anbetung“ bedeutet, die eigene Zone verlassen und sich voll und ganz auf Gott einlassen; es ist eine innere Haltung, die sich in der Bibel oft durch Körperhaltungen ausdrückt. Anbetung spricht von einem geneigten Herzen und auch wenn es scheint, als wäre sie unauflöslich an Musik gebunden, kann sie doch genauso gut ohne Worte ausgedrückt, verschriftlicht, getanzt oder durch Malerei, Zeichnung, Collage etc. visualisiert werden. Der Mensch braucht die Vielfalt der Kunstformen, um die Bandbreite seiner Interaktion mit Gott auszudrücken. Anbetung hat eine starke persönliche Komponente und ist verknüpft mit unserer Geschichte mit Gott und unserem Wesen. Kurzum: In der Anbetung gibt es keinen allgemeingültigen Standard. Wichtig ist, dass die Kunst, die unsere Anbetung ausdrückt, nicht nur Kunst „über Gott“ ist, sondern Kunst „für“ oder „zu“ Gott hin.
Der allgemeinen Wahrnehmung nach scheint Anbetung zwangsläufig IN Kirchen oder Gemeinden verortet zu sein. Manche Gläubige unterstreichen, dass Anbetung diesen „heiligen“ Rahmen brauche. Und doch ist es der Bibel nicht unbekannt, dass das, was im direkten Austausch mit Gott entsteht, auf Außenstehende wirken kann: „Er hat mir ein neues Lied in meinen Mund gegeben, zu loben unsern Gott. Das werden viele sehen und sich fürchten und auf den Herrn hoffen“ (Ps 40,4). Der Ausdruck unserer Liebe zu Gott muss nicht verborgen bleiben. Wichtig ist, dass Anbetung nie instrumentalisiert werden darf: Wir dürfen sie keinesfalls als „Tool“ nutzen, um Menschen zu erreichen. Der Fokus muss auf Gott bleiben… und trotzdem kann die Begegnung mit ihm auch in das uns umgebende Dunkel hineinleuchten.