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Seifenblase, die platzt

Fransen an den Rändern

In einer Welt voller Entfremdung suchen viele Menschen nach Zugehörigkeit – Gleichgesinnte treffen und staunen, wie ähnlich man doch tickt; Menschen, die unsere Sprache sprechen, mit der wir zu unserem Leidwesen sonst oft nur bruchstückhaft kommunizieren können; Verstehen ohne lange Erklärungen. Mit solchen Kollegen und Freunden teilt man gern Highlights und Lowlights und selbst im Tal der Verzweiflung ist noch jemand da, der dich erstmal liebt und erst dann Fragen stellt.

Dieser seligmachende Zustand des Gehört- und Verstandenwerdens, der Austausch auf Herzensebene und das gemeinsame Durchschreiten künstlerischer Ideenwelten und Dimensionen ist doch etwas, das man jedem gönnt und wünscht. Diese Art Gemeinschaft erfüllt doch nicht nur mich mit Freude, nein, dieses Glück sollen noch viele andere kennenlernen! Und so durchstöbere ich mein Lebensumfeld und lade alle, die mir am Herzen sind, dazu ein: Geteilte Freude ist doppelte Freude, geteiltes Leid ist halbes Leid. Sollte ich dieses hohe Gut für mich allein konsumieren? Sollten nicht alle daran Anteil haben, die mit mir malen, tanzen, spielen, filmen, texten etc. oder einfach von Kunst begeistert sind und Künstler lieben und supporten?

So sind wir von „OM Arts“ fest davon überzeugt, dass ein Zusammensein kreativer Weggefährten und alle Zeiten, in denen wir gemeinsam beten und feiern, aufeinander und auf Gott hören, miteinander klagen und jubeln, nicht exklusiv sein sollte. Eine Community aus gläubigen Kunstschaffenden, digital oder „in persona“, sollte kein geschlossenes System sein und frei von dem Gedanken, sich abgrenzen zu müssen oder gar „gegen“ jemanden zu sein! Natürlich gibt es Kollegen, mit denen wir „nicht können“, die völlig andere Werte vertreten oder sich isolieren. Doch wie wichtig wäre ein dauerhaft offenes Herz, so dass unsere kreativen Treffen an den Rändern ganz gehörig ausfransen! Fransen an den Rändern sind, aus der Vogelperspektive betrachtet, kleine Fjorde, wo andere (Einsame, Suchende, Verkannte…) andocken könnten.

Wir Christen waren immer schon gut darin, uns abzugrenzen, sei es aus theologischen, ideologischen, soziologischen, gemeindetechnischen oder anderen Gründen – hier 'ne Bubble, dort 'ne Bubble. Der eine ist zu extrem für uns, der andere zu lau; der eine ist zu pingelig in der Schriftauslegung, der andere zu oberflächlich… Und fast niemand sieht geistliche Dinge genau so wie ich! Sind das nicht gute Gründe, mein Ding zu machen, meine Gruppe zu gründen und über meine Schätze zu wachen? Zugegeben, es gibt falsche Propheten, Wölfe im Schafspelz, Self-Promoter und beratungsresistente Narzissten, mit denen man ungern gemeinsame Sache macht. Aber es gibt – gerade unter Künstlern – auch viele, die sich nicht verstanden fühlen, keinen Anschluss finden, despektierlich behandelt oder gar verletzt wurden und allein für sich kraftlos ihre Kreise ziehen.

„OM Arts“ wird nie eine geschlossene Community sein. Wir freuen uns über alle Kollegen und Kolleginnen, die unsere Vision teilen, Menschen, die Jesus nicht kennen, über die Sprache der Kunst anzusprechen. Wir sind nicht festgelegt auf bestimmte Arten der künstlerischen Interaktion. Wir freuen uns über jeden Christen, der sein Herz und sein künstlerisches Universum für andere Menschen öffnet – gerade für die, die noch auf der Suche sind! Wir wollen einander anspornen: „Macht auf und bleibt offen!“ Die Fransen an den Rändern unserer Gemeinschaft sind tief und werden immer tiefer und länger und immer neue, tolle Persönlichkeiten docken an, weil sie sich verstanden und unterstützt fühlen. Im Geist sehen wir, wie sich unsere Fransen mit anderen verschlingen und Künstlergruppen sich zusammentun – angespornt von derselben Liebe zu den Menschen. Und ganz hinten am Horizont sehen wir, wie aus unserer Gemeinschaft so etwas wie ein Movement entsteht, wo viele Künstler gemeinsam in dieselbe Richtung gehen, beseelt von derselben Vision, ein Strom Begeisterter, der nicht nach menschlichen Zugehörigkeitskategorien taxiert, nicht im „gegen“ sondern im „für“ denkt und wie ein froh mäandernder Fluss trockenes Land bewässert.
 

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