Stan und Lucia erzählen von den vielen Menschen auf der arabischen Halbinsel, die sich ungehört, ungesehen und ungewollt fühlen. Die beiden haben gesehen, wie Gott Menschen zu sich ruft.
Stan* und Lucia* leben und arbeiten unter den am wenigsten Erreichten auf der Arabischen Halbinsel.
Amal* bemerkte, dass sie an diesem Abend allein auf dem geschützten Balkon der Frauenetage der Moschee saß. Als unabhängige junge Berufstätige aus einer benachbarten Region hatte Amal ihr bescheidenes Zuhause in der Hoffnung verlassen, auf der arabischen Halbinsel lukrativere Arbeits- und Heiratsmöglichkeiten zu finden. Wie viele Araber, die um die Jahrtausendwende geboren wurden, achtet sie die orthodoxe islamische Fassade, lehnt aber gleichzeitig viele Kernpunkte des Glaubens ab und fühlt sich manchmal von den Philosophien und Praktiken des New Age angezogen. An jenem Abend, wenige Minuten nach Beginn des Isha-Gebets, hörte sie, wie das Türschloss „klickte“, und dann gingen alle Lichter aus. Als sie begriff, was geschehen war, geriet sie in Panik. Sie saß allein im Dunkeln, sah und hörte die Männer unter sich beten, aber sie hatte Angst, dass es sich nicht gehörte, zu schreien und das Gebetsritual zu stören. Sie lief auf den dicken Teppichen auf und ab und versuchte, sich zu beruhigen, aber ihre Wut über die Blindheit und Heuchelei dessen, was sie durch die Trennwand hörte, wuchs. Sie war gefangen, allein, voller Angst, im Dunkeln und unsichtbar für die anderen um sie herum. Im Stillen schrie sie zu Gott: „Siehst du mich überhaupt? Hörst du mich?“
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„Aber der Engel des HERRN fand sie bei einer Wasserquelle in der Wüste ... Der sprach zu ihr: Hagar, Sarais Magd, wo kommst du her und wo willst du hin?“ 1.Mose 16,7-8 (LU 17)
Hagar war gefangen, voller Angst, fremdbestimmt und ohne eigene Stimme. Schwanger und allein floh sie in die Wüste, ohne Schutz und Verpflegung. Aus einer schwierigen sozialen Umgebung in eine lebensfeindliche physische Umgebung. Aber der Herr fand sie und sprach zu ihr, gab ihr Anleitungen, eine Prophezeiung und eine Verheißung. In 1. Mose 16,11 lesen wir: „Siehe, du bist schwanger geworden und wirst einen Sohn gebären, dessen Namen sollst du Ismael nennen; denn der HERR hat dein Elend erhört.“ Hagar ist insofern bemerkenswert, weil sie die erste Person in der Bibel ist, die Gott einen Namen gibt: „Und sie nannte den Namen des HERRN, der mit ihr redete: Du bist ein Gott, der mich sieht (El Ro’i). Denn sie sprach: Gewiss hab ich hier hinter dem hergesehen, der mich angesehen hat.“ Der Gott der hört. Der Gott der sieht. Der Gott der sich um mich kümmert.
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Als die Isha-Gebete zu Ende waren, rief Amal den Männern unten zu, jemand solle ihr die Tür öffnen, aber niemand hörte sie, weil die Männer sich lautstark verabschiedeten und nach Hause eilten. Verzweiflung überkam sie, als sich die Moschee leerte und sie hörte, wie sich die Haupttüren schlossen. Doch dann bemerkte sie, dass einer der Gläubigen noch immer betete. Vielleicht war er zu spät gekommen und brauchte noch Zeit, um sein Gebet zu beenden. Mit zaghafter Stimme sagte Amal: „Entschuldigen Sie bitte, kann mir jemand die Tür öffnen?“
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Der Zamzam-Brunnen in Mekka ist eine der heiligsten Stätten des Islam. Die Quelle soll Hajar (Hagar) erschienen sein, als sie verzweifelt nach Wasser für ihren Sohn Isma’il (Ismael) suchte. Bei der Pilgerfahrt zur Großen Moschee spielen die Muslime Hajars Suche nach Wasser nach, indem sie siebenmal zwischen zwei Hügeln hin- und hergehen, bis sie Zamzam im Tal dazwischen erreichen. Das Wasser des Zamzam-Brunnens soll besondere Eigenschaften haben, die den Hunger stillen und das Immunsystem stärken.
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Amal saß auf dem Sofa in unserem Wohnzimmer, ihre schwarze, mit Pailletten besetzte Shayla (Kopftuch) so zurecht gerückt, dass sie ihr dunkles Haar vollständig bedeckte, und erzählte uns atemlos, kichernd und mit Tränen in den Augen die Geschichte, wie sie in der Moschee eingesperrt worden war. Das Gespräch drehte sich, als sie uns Klatsch und Tratsch über ihre Kollegen an meinem früheren Arbeitsplatz erzählte, wo
,wir uns kennengelernt hatten. Plötzlich fiel ihr eine andere Geschichte ein, die sie uns erzählen wollte. Eine Freundin von ihr hatte Amal im Traum gesehen. Sie war am Hagar-Brunnen in Mekka und ging im Tal auf und ab. Sie ging genauso ängstlich auf und ab wie in der Moschee. Sie wanderte zwischen den beiden Hügeln hin und her, mit dem Wunsch, den strengen Regeln ihres Glaubens zu entfliehen, aber unfähig, außerhalb davon Freiheit zu finden. Auf der Suche nach Wasser, um den Durst zu stillen, aber unfähig, anzuhalten, sich auszuruhen und zu trinken.
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Wenige Monate später fühlte ich, dass ich Amal einladen sollte, mit unserer Familie an einer Weihnachtsfeier teilzunehmen, bei der das Evangelium anschaulich dargestellt wurde. Sie war neugierig und ein wenig unsicher, was sie tun sollte und was auf sie zukommen würde, aber sie mochte die Darbietung und die Art, wie wir es gemacht hatten. Als wir danach auf unser Essen warteten, fragte ich sie, was sie dachte. Sie antwortete irgendwie abwesend mit: „Was, wenn das alles wahr ist?“
Überall auf der arabischen Halbinsel gibt es Männer und Frauen, die sich ungehört, ungesehen und unerwünscht fühlen. Viele, wie Hagar, sind gefangen in unterdrückenden Systemen familiärer Kontrolle oder ausbeuterischer Arbeitsverhältnisse. Herr, lass doch eine Oase des Schutzes und der Versorgung für diejenigen auf der arabischen Halbinsel entstehen, die sich gebunden fühlen. Salbe deine Diener, zu verkündigen das Evangelium den Armen, zu predigen den Gefangenen, dass sie frei sein sollen, und den Blinden, dass sie sehen sollen, und die Zerschlagenen zu entlassen in die Freiheit. Lukas 4,18 (LU 17)
Andere, wie Amal, genießen offensichtlich ein gewisses Maß an sozioökonomischer Freiheit, fühlen sich aber dennoch geistlich verwaist und entfremdet, ohne Beschützer oder Wohltäter, ohne jemanden, der für sie eintritt, ohne jemanden, der sich um sie kümmert. Herr, offenbare dich Amal und anderen, wie sie als Abba Vater, dass sie den Geist der Kindschaft als Kinder Gottes empfangen. nach Römer 8,15-17 (LU 17).
Unser Bestreben, dynamische Gemeinschaften von Jesus-Nachfolgern unter den am wenigsten Erreichten entstehen zu lassen, beginnt mit einem ungewöhnlichen Gebet zum Herrn der Ernte, das die Verlorenen in echte Beziehungen einbindet und den Samen des Evangeliums großzügig in diese Beziehungen ausstreut. Herr, lass diesen Samen in Amals Herzen Wurzeln schlagen, dass sie die Gewissheit kennenlernt, die aus deiner Gnade und Liebe kommt. Schicke mehr Arbeiter auf deine Felder auf der arabischen Halbinsel, die dein Wort weiträumig verbreiten können und eine tiefe Liebe zu ihnen haben. Matthäus 13,1-52.
*Name geändert