Als sich Wilfred* auf HIV testen ließ, dachte er, „HIV ist wie eine normale Erkältung. Nimm für ein paar Tage Medikamente, dann ist es vorbei.“
Seit 2015 arbeitet das südafrikanisch-US-amerikanische Ehepaar Nigel und Holly mit AIDSLink in Sambia. AIDSLink International arbeitet in Partnerschaft mit OM bei der Bekämpfung der weltweiten HIV- und Aids-Pandemie. In Sambia klärt AIDSLink durch HIV-Tests, Beratung, Aufklärung, Schulungen und Gesundheitsvorträge sowie der Unterstützung zweier Kliniken die Menschen über HIV und Aids auf.
Schätzungsweise 1,2 Millionen Sambier leben mit HIV – mehr als die Hälfte davon sind Frauen. Da sich viele der Symptome nicht bewusst sind, sie keinen Zugang zu Tests oder Angst vor dem Stigma haben, kennen rund 13 Prozent der HIV-Infizierten im Land ihren Status nicht**.
Der gehörlose Wilfred kam über einen Freund mit Nigel in Kontakt. Nigel begleitete Wilfred zum HIV-Test, der positiv ausfiel. Beim anschließenden Beratungsgespräch war der zuvor ahnungslose Wilfred schockiert, als er von den Auswirkungen der Krankheit erfuhr und dass er für den Rest seines Lebens Medikamente einnehmen muss.
„In Sambia bedeutet Bildung, dass man entweder einen Fernseher oder ein Radio hat oder dass man lesen und schreiben kann“, beschreibt Nigel ein großes gesellschaftliches Problem. „Wenn man nichts davon hat, ist es schwer, Zugang zu Wissen zu bekommen, es sei denn, die Menschen gehen in die Gemeinschaftsversammlungen. Deswegen wollen wir auch zu den Menschen in diese Versammlungen gehen und nicht darauf warten, dass sie zu uns kommen.“
Vertrauen aufbauen
Fünf Kilometer von der Hauptautobahn entfernt liegt an einer sandigen Straße das Dorf Kangomba. Dort bietet das AIDSLink-Team einmal wöchentlich Gespräche an. Nach einem Gebet halten sie Vorträge über die Versorgung von schwangeren Frauen vor und nach der Geburt, danach bietet das Team Einzelgespräche an. „Wir wünschen uns, dass die Menschen Jesus kennenlernen“, sagt Holly, „aber erst muss eine vertrauensvolle Beziehung aufgebaut werden.“
Holly und Nigel haben gemerkt, dass Vertrauen der Schlüssel für die Arbeit in den Gemeinschaften ist und erst aufgebaut werden muss. „Wir sind in die prä- und postnatale Pflege hineingekommen, indem wir in der Klinik zugehört haben“, erklärt Nigel. „Es war eine Lücke, die gefüllt werden musste. Als uns diese Stelle angeboten wurde, nahmen wir sie unter Gebet an. Das hat uns viele Türen geöffnet.“
Frieden und Hoffnung
Als Sarah* herausfand, dass sie HIV-positiv ist, wollte sie Selbstmord begehen. Ihr Ehemann misshandelte und betrog sie, sodass sie ihre fünf Kinder allein ernähren musste – nicht wissend, dass sie mit dem sechsten Kind schwanger war. Holly und weitere Teammitglieder besuchten Sarah und ermutigten sie, dass es einen Weg nach vorne gibt. Nach einiger Zeit nahm Sarah Jesus als ihren Retter an und fand in ihm Frieden und Hoffnung.
Das ist allerdings nicht immer einfach. Sarah sieht sich mit Anfeindungen aus der Gemeinschaft konfrontiert, besonders in Bezug auf ihre jüngste Tochter. Obwohl das Kind HIV-negativ geboren wurde, munkelt man jedes Mal, wenn sie krank wird, dass sie HIV-positiv sein muss.
Vertrauen
Dieses Stigma ist eine der Herausforderungen, mit denen die HIV-Infizierten in Sambia konfrontiert sind. Unwissenheit und Fehlinformationen häufen sich und sind oft schwer zu korrigieren. „Die Menschen sind von jung bis alt ausgeschlossen“, sagt Nigel. „In manchen Kirchen wird den Menschen gesagt, dass sie ihre Medikamente wegwerfen sollen, damit sie geheilt werden. Werden sie aber nicht geheilt, bedeutet das, dass sie nicht genug Glauben haben.“
„Einige kommen zu uns und sagen: ‚Du bist die erste Person, der ich gesagt habe, dass ich mit HIV lebe‘“, erzählt Holly. „Sie haben es jahrelang mit sich herumgetragen, weil sie Angst vor Ablehnung und vor dem Stigma haben, das entsteht, wenn sie ihr Geheimnis offenbaren. Ich weiß es zu schätzen, wenn die Menschen uns vertrauen.“
*Name geändert **Statistiken von UNAIDS