Jared fördert interreligiöse Gespräche mit Muslimen und hilft anderen Christen, Fragen zu stellen und ihre Nachbarn einzuladen, Jesus zu entdecken.
Mit einer zugesagten monatlichen Unterstützung von nur 80 Euro zogen Jared* und seine junge Familie von Südasien nach Skandinavien und schlossen sich einer weltweiten Diasporagemeinschaft von Millionen an. Anstatt nach wirtschaftlichem Aufstieg zu streben, folgte Jared Gottes Führung im Glauben und verließ sowohl eine sichere Anstellung als auch seine Großfamilie, um Muslime für Gottes Liebe zu begeistern. Auch fast ein Jahrzehnt später sorgt Gott weiter für ihn und öffnet ihm Türen, damit er die Wahrheit des Evangeliums in seiner direkten Umgebung und auch online weitersagen kann.
In einigen Vierteln seines Heimatlandes fühlt sich David*, ein gebürtiger Europäer, wie ein Außenseiter. „Wenn man dort reingeht, zeigen sie mit dem Finger auf uns und fragen: ‚Seid ihr Zivilpolizisten?'", erklärt er. In einer Stadt, die für ihre Vielfalt und leider auch für ihre Bandenaktivitäten bekannt ist, gibt es eine Subkultur, die so stark ausgeprägt ist, dass die Polizei vor Ort Mühe hat, in ihre Angelegenheiten einzugreifen. Gebürtige Europäer wie David stechen so krass hervor, als wären sie direkt nach Südasien gereist. Jared dagegen passt nahtlos ins Bild.
David und Jared arbeiten beide bei OM und möchten, wie viele Jesus-Nachfolger in Europa, Gottes Liebe an neue und schon länger ansässige Einwanderer aus Ländern weitergeben, in denen das Evangelium nicht bekannt ist. Islamische Organisationen sorgen dafür, dass Moscheen und religiöse Versammlungen für Menschen aus der muslimischen Diaspora leicht zugänglich sind, aber sprachliche und kulturelle Barrieren hindern diese Menschen daran, sich den traditionellen europäischen Kirchen zu nähern oder an ihnen teilzuhaben – selbst an solchen mit Sozialprogrammen, die auf die Integration von Einwanderern in die Gesellschaft ausgerichtet sind. In Jareds Nachbarschaft „gibt es keine wirklichen Bemühungen der Kirchen, die auf eine kontextbezogene Weise versuchen, die Muslime dort abzuholen, wo sie sind", räumt David ein.
Als Leiter der OM-Arbeit in seinem Heimatland sah David diese Realität als eine Gelegenheit, die zuwandernden Muslime zu erreichen. „Wir hatten eine Region, in die wir unbedingt Teammitglieder schicken wollten, und Jared meldete sich freiwillig und sagte: ‚Meine Frau und ich würden gerne gehen.'"
Neben seiner mehrjährigen Mitarbeit in der Buchhaltung des dortigen OM-Büros war Jared „abends oder an den Wochenenden immer unterwegs, um das Evangelium zu verkünden", erinnert sich David. Jareds Nationalität in Kombination mit seiner langjährigen Leidenschaft und Liebe für Muslime machte ihn zu einer logischen Auswahl für das neue Team.
Nachdem er in seine neue Nachbarschaft gezogen war, zeigte Jared einmal David ein Bild von einer religiösen Versammlung, zu der er als Redner eingeladen worden war. „Es müssen mindestens 150 Leute gewesen sein, die alle in ihrer Sikh-Kleidung bei einer Art Festival versammelt waren", schildert David. „Und ich dachte mir: ‚Das gibt es hier?' Ich hatte keine Ahnung. Die meisten gebürtigen Europäer haben keine Ahnung, dass es Menschen mit diesem Hintergrund gibt, und er wurde eingeladen, weil er (von der Nationalität gesehen) einer von ihnen ist.“
Wer wird meine muslimischen Freunde einladen?
Individuell fällt es vielen gebürtigen europäischen Jesus-Nachfolgern schwer, über ihren persönlichen Glauben zu reden. „Sie sind es nicht gewohnt, über ihren Glauben zu sprechen, nicht einmal in ihrer eigenen Familie", erklärt David.
In der südasiatischen Kultur hingegen dreht sich alles um die Religion. „Das ist eigentlich ein Vorteil für uns", bemerkt Jared. „Sie wollen hier wirklich über Religion sprechen."
Während er seine berufliche Identität als Buchhalter beibehält und sich durch seine anderen Interessen wie Sport in die Gemeinschaft integriert, verbringt Jared seine Tage damit, Salz und Licht für Menschen zu sein, die Jesus nicht kennen. „Er tut dasselbe, was wir im Nahen Osten [und anderen Ländern] tun: Freundschaften aufbauen, Vertrauen schaffen und Stück für Stück vom Evangelium weitererzählen", sagt David.
Diese Zielstrebigkeit ist notwendig, insbesondere in Vierteln wie dem von Jared, in dem es für Einwanderer weniger wahrscheinlich ist, sich vollständig in ihre neue Kultur zu integrieren. „Mir wurde gesagt, dass sie in der Regel innerhalb der ersten Woche [nach dem Umzug in die Wohngegend] die örtliche Moschee finden. [Andere Muslime] laden sie zum Beten ein, und die Menschen passen aufeinander auf und ermutigen sich gegenseitig zum Beten und Fasten", meint David.
Auch die Kirchen haben ihre Gebäude geöffnet, um Sprachcafés und praktische Hilfe bei der gesellschaftlichen Integration anzubieten. Aber Offenheit ist nicht immer genug. „In der asiatischen Gesellschaft besuchen die Menschen nie jemanden, bevor sie nicht eine Einladung erhalten haben", erklärt Jared. Ein südasiatisches Paar zum Beispiel kam kurz vor Weihnachten in seine europäische Nachbarschaft. Nach Weihnachten erklärten sie Jared, sie seien verärgert über ihn. „Was ist passiert? Warum seid ihr wütend auf mich?", fragte Jared. „Es war Weihnachten, und du hast uns nicht in den Gottesdienst eingeladen", antworteten sie.
„Kannst du dir das vorstellen?", ruft Jared erstaunt aus. „Sie warten auf die Einladung. Wer wird meine muslimischen Freunde einladen?"
Eine umfassende Glaubensreise
Für Jared schließt sich der Kreis, wenn er die Liebe Gottes an Muslime in Europa weitergibt. „Meine Großmutter hat einen hinduistischen und mein Großvater einen muslimischen Hintergrund", erklärt er. „Meine Großeltern nahmen Jesus Christus an, weil Missionare aus Europa kamen und eine Erweckung in unser Land brachten.“
Seine Großeltern vermittelten ihren neu gewonnenen Glauben an Jesus an Jareds Eltern weiter, die ihn wiederum an ihre Kinder weitergaben.
Als Jared ein junger Erwachsener war, arbeitete sein Cousin als Freiwilliger bei OM und organisierte einen Besuch in Jareds Stadt für ein Reiseteam von Jesus-Nachfolgern. Obwohl Jared der Predigt zuhörte, lachte er über die Einladung, sich an ihrem Einsatz zu beteiligen. „Ich ging nach Hause und erzählte meiner Familie von den Verrückten, die gekommen waren und über Evangelisation sprachen und das Evangelium unter den Muslimen verbreiten wollten. Und ich wusste, dass sie an diesem Tag schwer verprügelt werden würden", erinnert er sich.
Zu Jareds großer Überraschung kehrte das Team später mit einem Lächeln und Geschichten darüber zurück, wie sie von Gottes Wort weitersagen konnten. „Da wusste ich, dass die Bibel auch für die Muslime bestimmt ist", stellt Jared fest.
Gott wirkte weiter in Jareds Herzen und veranlasste ihn schließlich, sich in einer dortigen Moschee für Islamstudien einzutragen, um den muslimischen Glauben besser zu verstehen. Seine christlichen Freunde wunderten sich, warum er Arabisch und den Koran studierte, und befürchteten, er würde seinen Glauben verlieren. Doch in Wirklichkeit war Jared gelangweilt. „Ich bin sicher, dass ich meinen Glauben nicht verliere, aber ich weiß, dass ich meine Zeit vergeude", erinnert er sich an seine damaligen Gedanken.
Nach einer Weile fragte Jareds Lehrer ihn auch, warum er den Koran studiere. Jared erklärte ihm, dass der Koran andere heilige Bücher wie die Thora und das Evangelium anerkenne. „Meine Freunde denken, dass ich verrückt bin, weil ich den Koran lese", erklärte er ihm. „Und wenn du die Bibel lesen willst, werden deine Freunde dich auch für verrückt halten, obwohl im Koran klar steht, dass jeder Muslim an die Thora und andere Prophetenbücher und sogar an Jesus Christus glauben muss."
„Jared, hör auf", warf sein Lehrer ein. „Dein Reden hat mein Herz berührt ... Ich habe noch nie in der Bibel gelesen, und ich habe noch nie eine Bibel gesehen. Aber jetzt werde ich dir versprechen, dass ich anfangen werde, die Bibel zu lesen, weil du ein großes Vorbild für mich bist."
Die Reaktion seines Lehrers ermutigte Jared, das Islamstudium fortzusetzen, und gab ihm das Selbstvertrauen, Diskussionen mit anderen Muslimen zu beginnen. Jahre später, als er in seine Nachbarschaft in Europa zog, gründete er eine Gruppe, die auf 15 Personen anwuchs, um über den Islam und das Christentum zu sprechen. Seine neuen muslimischen Freunde staunten über sein Wissen über den Islam und fragten ihn, wo im Koran verschiedene Dinge stehen.
Keine Einbahnstraße!
Als das Coronavirus dazu führte, dass persönliche Treffen nicht mehr möglich waren, verlegte Jared seine Diskussionen ins Internet und gründete Ende 2020 eine Gruppe in den Sozialen Medien, um eine Plattform für interreligiöse Gespräche zu schaffen. Seitdem ist die Gruppe auf mehr als 1600 Mitglieder angewachsen, von denen 80 Prozent Muslime und 20 Prozent Christen sind, schätzt Jared. Er stellte außerdem fest, dass die Geschlechter- und Altersdemografie der Gruppe, in der die Mehrheit der Mitglieder Männer im Alter von 18 bis 34 Jahren sind, mit denjenigen übereinstimmt, die in den traditionellen Kirchen fehlen, was seine Plattform in den Medien besonders strategisch macht.
Im Islam wird den Muslimen beigebracht, den Glauben der Christen zu hinterfragen, aber sie sind oft nicht bereit, die gleichen Fragen über ihren eigenen Glauben zu beantworten. „In meiner Gruppe betreiben wir keinen reinen Einbahnstraßenverkehr", erklärt Jared. „Wir bringen den Christen bei, dass es in Ordnung ist, die Fragen zu stellen, die uns gestellt werden."
Wie Jared leben auch viele südasiatische Teilnehmer der Gruppe im Ausland. Ein Christ, der im Nahen Osten lebt, teilte Jared über eine private Nachricht mit, dass er mit der ständigen Infragestellung seines Glaubens durch Muslime zu kämpfen habe. „Er zweifelte am Christentum und war kurz davor, seinen Glauben zu verlieren", berichtet Jared. Nachdem er der Gruppe beigetreten war und die Antworten anderer Gläubiger auf einige der gleichen Fragen gelesen hatte, schrieb der Mann Jared erneut eine Nachricht: „Durch eure Gruppe wurde meine Frage geklärt, und ich bin zu meinem Glauben zurückgekehrt. Und ich bin jetzt auch in der Lage, den Muslimen eine Antwort zu geben."
*Name geändert