„Viele Hindus im Himalaya sind an Orten geboren, an denen fast keine Chance besteht, von Jesus zu hören oder an ihn zu glauben. Aber ich sah das Ebenbild Gottes in ihnen“, so Andy.
Eines Morgens lief ich die gepflasterten Gassen einer alten Stadt entlang, die tief versteckt im Himalaya liegt. Wie an den meisten anderen Tagen legten hoffnungsvolle Ladenbesitzer Kränze und Räucherstäbchen als Opfergaben auf die Türschwellen. Schulkinder huschten vorbei und läuteten die Glocken der unzähligen Straßenschreine. An jedem Baum und jeder Straßenecke saß ein Götzenbild und die Menschen standen Schlange, um eine Opfergabe in Form von Reis, Bananen oder Münzen darzubringen.
Die Sonne erklomm die Hügel, als ich die Bushaltestelle betrat. Die frühen Sonnenstrahlen schnitten durch den Qualm der hunderten Busmotoren im Leerlauf. Motorräder schlängelten sich durch die Menschen und Busse. Die Stimmen von Verkäufern erfüllten die Luft, die ihre Waren anpriesen.
Während ich mir diese quirlige Szenerie besah, erkannte ich, dass die meisten Menschen etwas gemeinsam hatten: einen roter Punkt auf ihrer Stirn, der zeigte, dass sie heute Morgen ein Anbetungsritual vollzogen hatten. Die Menschen dieser Stadt, wie die meisten dieses Landes, sind Hindus.
Ich fand meinen Bus: Ein altes, klappriges Ding, vollgestopft mit Ziegen, Hühnern und Kartoffelsäcken. Mit einem Ruckeln begannen wir unseren geschlängelten Weg in die Berge. Sobald wir den Smog der Stadt hinter uns gelassen hatten, lag vor uns ein endloses Meer dschungelbewachsener Hügel, in denen verstreut Reisfelder und Dörfer mit Strohdächern lagen.
In den nächsten 30 Stunden fuhr der Bus über holprige Serpentinenstraßen bis an den äußersten Rand des Landes. Wir fuhren durch unzählige Dörfer und sahen, dass dies tatsächlich ein Land mit „mehr Göttern als Menschen“ ist, genau wie das alte Athen. Jedes Haus und jeder Laden hatte einen Schrein. In jedem Dorf gab es einen Tempel, der mit Opfergaben beladen war und in dem sich zahlreiche Gläubige tummelten. An jedem Bach, an jeder Brücke, an jeder Weggabelung und an jedem markanten Baum stand ein Götzenbild, das mit Gegenständen der Anbetung geschmückt war. Für die Hindus im Himalaya gibt es überall und in allem Götter.
Gelegentlich hielten wir an, um Tee zu trinken oder Reis mit Currygemüse und einer würzigen Linsensoße zu essen. Die Menschen waren begeistert, einen ausländischen Gast in ihrer Stadt zu sehen, und überhäuften uns schamlos mit Fragen. Ihre Freundlichkeit und Gastfreundschaft waren unübertroffen. Denn wie sie erklärten: „Gäste sind Gott.“ Das gab uns die Gelegenheit, ihnen mitzuteilen, dass wir Christen sind, und sie zu fragen, woran sie glauben. Die meisten hatten keine Ahnung, wie sie ihren Glauben erklären sollten: Es war einfach etwas, das sie lebten. Wir konnten dennoch einige markante Punkte erkennen. Erstens gibt es Hauptgötter, die jeder anbetet, aber auch unendlich viele andere Götter überall, von denen keiner von der Achtung oder Anbetung ausgeschlossen ist, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Jeder Gott (auch der unsere) war in ihrem grenzenlosen Pantheon willkommen. Die Vorstellung von einem einzigen allmächtigen und persönlichen Gott war für sie jedoch töricht und sogar beleidigend. Zweitens glaubten sie, dass das Leben ein endloser Kreislauf von Geburt, Tod und Reinkarnation ist, der durch Karma gesteuert wird. Tue Gutes, und du wirst Gutes bekommen und eine bessere Reinkarnation. Wenn du etwas Schlechtes tust, wird dir Schlechtes widerfahren und es wird dir in deinem nächsten Leben schlechter ergehen. Erstaunlicherweise waren die Menschen bei jedem Halt fast immer daran interessiert, mehr über das Christentum zu erfahren und ein evangelistisches Traktat mitzunehmen.
Geh hin und verkünde
Schließlich erreichten wir das Ende der Straße. Bis zum heutigen Tag sind viele Dörfer nur zu Fuß zu erreichen. Eine Woche lang marschierten wir tiefer und tiefer in die Berge, sprachen mit den Menschen und gaben ihnen das Evangelium weiter. In jedem Dorf wurden wir auf einen Tee, eine Mahlzeit oder sogar eine Übernachtung eingeladen.
Selbst tief im Himalaya trafen wir einige wenige einheimische Jesus-Nachfolger. Jeder konnte unglaubliche Geschichten über Verfolgung und Anfechtungen berichten, die er aufgrund seines Glaubens erlebte. Ihre hinduistischen Gemeinschaften und Familien mögen neue Götter gerne willkommen heißen. Setzt jedoch jemand seinen Glauben allein auf Jesus Christus, wird er verfolgt. Trotz dessen leuchteten die Christen vor Ort. In ihren Augen schienen eine Freude, Hoffnung und Frieden, die ihre Nachbarn nicht besaßen.
Vor siebzig Jahren gab es in diesem ganzen Land keinen einzigen Jesus-Nachfolger. Aber überall auf der Welt betete die Gemeinde Jesu und wartete auf die Gelegenheit, die Gute Nachricht zu verkünden. Durch diese Gebete und Beharrlichkeit öffneten sich in den 1950er-Jahren die Türen zur Welt und langsam lernten die Menschen Christus kennen. In den ersten Jahrzehnten wuchs die örtliche Kirche unter starker Verfolgung nur sehr langsam. Aber dann, in den 1990er-Jahren, wurde sie zur am schnellsten wachsenden Kirche in Asien. Durch die Gebete vieler sehen wir, dass Gott hier sein Reich von Null auf Hunderttausende, wenn nicht Millionen, in nur 70 Jahren aufgebaut hat!
Wir müssen weiterhin beten, hinausgehen und das Evangelium unter denen verbreiten, die es noch nicht kennen. Von großen Städten bis hin zu entlegenen Dörfern gibt es noch immer Familien und ganze Gemeinschaften, die noch nie von Jesus und der Rettung in ihm gehört haben. Wie können sie glauben und die Fülle des Lebens in Freude, Frieden und Hoffnung erlangen, das wir besitzen, wenn niemand es ihnen predigt? Wie könnten wir solch großartigen Nachrichten nicht weitergeben?
Tief in den Bergen wurde ich sehr krank und konnte weder essen noch schlafen. Ich bekam hohes Fieber und hustete so stark, dass meine Lunge zu bluten begann. Ich hatte noch nie in meinem Leben so viel Angst. Eine Hindu-Familie nahm mich auf und kümmerte sich um mich, machte mir Tee und ermutigte mich, zu essen. Sie gaben mir nicht ein einziges Mal das Gefühl, eine unwillkommene Last zu sein. Nachbarn besuchten mich mit Geschenken. Ein Mann ging drei Stunden zu Fuß, um mir ein Huhn zu bringen. Ein paar Jungen liefen zwei Tage lang, um Obst für mich zu besorgen. Nach zwei Wochen war ich gesund genug, um das Haus zu verlassen, und als ich mich bei der Familie bedankte, sagten sie: „Es war uns eine Freude, Sie als Gast zu haben und Ihnen zu dienen.“
Sie teilten ihr Leben mit mir. Sie liebten mich und kümmerten sich um mich in meiner Not. Viele Hindus im Himalaya mögen an einem Ort geboren sein, an dem fast keine Chance besteht, von Jesus zu hören oder an ihn zu glauben. Doch ich sah das Ebenbild Gottes in ihnen. Genau wie wir sind sie seine Schöpfung, geschaffen nach seinem Ebenbild und geliebt von unserem himmlischen Vater. Weil er sie so geliebt hat, dass er seinen einzigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern das ewige Leben hat. Wie könnte ich ihnen dieses Leben nicht weitergeben?
Beten Sie für die unerreichten Hindus im Himalaya. Beten Sie, dass sie offene Ohren zum Hören und offene Herzen haben, um das Evangelium zu verstehen und anzunehmen. Und beten Sie darum, dass Gott Arbeiter in seine Ernte sende.
Andy und seine Frau mit ihren drei kleinen Söhne sind seit 2011 mit OM im Himalaya. Sie begannen ihre Reise hauptsächlich mit Einsätzen in abgelegenen Dörfern. Die mittleren Jahre ihres Dienstes verbrachten sie damit, ein landwirtschaftliches Unternehmen als Missionsprojekt aufzubauen, das bis heute fortbesteht. Ihre Leidenschaft und ihr Hauptanliegen ist es, das Evangelium mit den am wenigsten erreichten Volksgruppen in den Bergen des Himalaya zu teilen.