Image
Cornel, the OM leader in Romania, has been networking with Jesus followers around the country to respond to the urgent needs of people leaving Ukraine and coming into his country. Photo by Achim Schneider.

Die Macht der Liebe

Als die Ukrainer begannen, ins benachbarte Rumänien zu fliehen, waren es die Kirchen, die als Erstes handelten.

Ende Februar 2022 fand in Rumänien ein dreitägiges Treffen statt, auf dem diskutiert wurde, wie Kirchengemeinden mobilisiert werden können, um anderen von der Liebe Christi zu erzählen. Am nächsten Tag marschierte Putin in die Ukraine ein und die Ukrainer begannen in Scharen in die Nachbarländer zu fliehen – auch nach Rumänien. Die einheimischen Christen, die an dem Treffen teilgenommen hatten, reagierten schnell und sahen die Gelegenheit, das, was sie gerade gelernt hatten, in die Praxis umzusetzen.

„Es war wie eine Welle“, erinnert sich Cornel, der die Arbeit von OM in Rumänien leitet. „Jeder wollte an die Grenze gehen und den Flüchtlingen helfen.“ Später kamen andere Regierungs- und Hilfsorganisationen hinzu, „aber die ersten, die da waren, waren die Kirchen“.

Das OM-Team in Rumänien arbeitet mit den Kirchengemeinden in den Grenzgebieten zusammen, um den Menschen, die die Ukraine verlassen, zu helfen und Trost zu spenden. „Wir als OM – das gehört zu unserem Auftrag: die Kirchengemeinden vor Ort zu mobilisieren – wir unterstützen sie also an der Grenze und leisten dort auf verschiedene Weise Hilfe“, erklärt Cornel.

Cornel zufolge bietet die Grenze ein herzzerreißendes Bild, denn es ist schwer zu sehen, wie ganze Familien an der Grenze ankommen, nur um dann auseinandergerissen zu werden. Während die Frauen und Kinder nach Rumänien weiterreisen, bleiben die Männer in der Ukraine. „Es ist so schwer zu sehen, wie Menschen fliehen, die mit ihren Kindern im Arm aus ihrem eigenen Land kommen“, sagt er. „Aber Gott hat die Situation in Rumänien verändert und die Kirche wachgerüttelt. Sie zeigen alle Arten von Liebe für diese Menschen.“

Ob es darum geht, die Menschen zu Hotels zu fahren, heißen Tee zu verteilen oder ihnen einen sicheren Ort zum Ausruhen zu bieten – die einheimischen Christen sind bereit, den Neuankömmlingen zu helfen. „Wir sind da, um ihnen zu dienen und das zu tun, was sie brauchen“, berichtet Cornel. Das Hilfsangebot stößt auf unterschiedliche Reaktionen, die von Überraschung bis hin zu Misstrauen reichen, „aber die meisten Menschen aus der Ukraine sind völlig erstaunt, dass die Menschen aus Rumänien so offen sind und sie so sehr lieben.“

„Es ist, als hätten wir auf der einen Seite die Macht des Krieges und auf der anderen Seite die Macht der Liebe. Welche ist nun größer?“, fragt Cornel. „Die Menschen, die aus der Ukraine kommen, erkennen, dass die Macht der Liebe größer ist als die Macht des Krieges.“

Erweckung erleben

Im südöstlichen Teil Rumäniens, nur zehn Minuten Fußweg von der Grenze zur Ukraine entfernt, beklagte eine kürzlich gegründete Gemeinde, wie schwierig es war, den Menschen in ihrer Stadt das Evangelium zu vermitteln. Jetzt hat sich das geändert. Viele Ukrainer kommen in die Stadt, um Hilfe zu suchen und sich auszuruhen, und „es hat gewissermaßen eine Erweckung stattgefunden“, erzählt Cornel. Die Gemeinde hat erkannt, dass sie anders vorgehen muss, um die Menschen zu erreichen. Anstatt die Menschen sonntags in die Kirche einzuladen, bringen die Christen die Kirche zu den Menschen und dienen und leben ihr Christsein nun auf andere Weise. Der veränderte Ansatz hat zu geistlichen Gesprächen sowohl mit Ukrainern als auch mit Stadtbewohnern geführt.

Nach Gesprächen mit denjenigen, die die Ukraine verlassen haben, fühlte sich die junge Gemeinde veranlasst, sich um die Bedürfnisse direkt im Nachbarland zu kümmern. Die Gemeindemitglieder nutzten die ihre Nähe zur Grenze und schickten vor Ort gesammelte Lebensmittel in die Ukraine und sorgten so für ihre Nachbarn.

„Das ist unser Gebet in Rumänien, diese Leidenschaft zu sehen, zu sehen, dass diese Bewegung erwacht und dass die Kirchen offener werden, dorthin zu gehen, wo die Menschen das Evangelium nicht kennen“, freut sich Cornel.

Aufspüren der größten Bedürfnisse

Mit den von Christen aus aller Welt gespendeten Mitteln wurden sowohl an der Grenze als auch in der Ukraine Hilfsgüter wie Lebensmittel, Kleidung, Generatoren und vieles mehr verteilt. „Wir versuchen zu sehen, wo der größte Bedarf besteht und dort zu sein, wo andere Menschen nicht viel tun“, erklärt Cornel.

Der einfachste Weg, die wichtigsten Bedürfnisse herauszufinden, ist das Gespräch mit den Menschen. „Ich bin so motiviert, wenn Ukrainer kommen und sagen: ,Es ist schön, was ihr für uns tut, aber wisst ihr, unsere Freunde jenseits der Grenze leiden; könnt ihr etwas für sie tun?‘“ berichtet Cornel. Er und ein Team überquerten die Grenze, um zu sehen, wie sie helfen konnten. Ihre erste Erkundungsreise führte dazu, dass sie verschiedene Hilfsgüter per Lkw in das Land schickten, darunter Ende Mai eine Lkw-Ladung mit Antibiotika und anderen Medikamenten. „Wir sind so gesegnet mit finanziellen Mitteln und Ressourcen“, sagt Cornel. „Ich preise Gott für diese Art von Einigkeit und Aufopferung, die die Menschen dazu gebracht hat, zu spenden. Es ist erstaunlich zu sehen, wie wir Gott dienen können, indem wir uns um die Menschen aus der Ukraine kümmern“.

Die Macht der Sprache

Eine ukrainische Frau reiste mit ihren beiden Kindern nach Rumänien ein: einem etwa vierjährigen Jungen und einem etwa siebenjährigen Mädchen. Einheimische Freiwillige hießen sie willkommen und luden ihre Kinder ein, mit ihnen und ein paar anderen Kindern zu spielen. Als Cornel die verschiedenen Hilfsmöglichkeiten aufzählte, begann die Frau zu weinen. Sie erklärte, bei ihrem Sohn sei Autismus diagnostiziert worden und sie habe Schwierigkeiten, mit ihm zu kommunizieren. Doch während sie sich unterhielten und ihre Kinder spielten, sah die Mutter, wie ihr Sohn ohne Probleme mit den Freiwilligen sprach, und war überwältigt von Dankbarkeit. „Die Art und Weise, wie Gott sich in diesen schwierigen Zeiten unter den Menschen bewegt, ist super, super großartig“, sagt Cornel voller Begeisterung.

Die Menschen dort treffen, wo sie sind

Ursprünglich stammt Cornel aus einem jüdischen Umfeld und übergab mit 15 Jahren sein Leben an Christus. Aber „Mission war nicht Teil meines anfänglichen Verständnisses“, erzählt er. Als Pastor einer großen Gemeinde wurde Cornel inspiriert, „etwas für diejenigen zu tun, die meiner Einladung in die Kirche nicht gefolgt waren“, sagt er. Die Begegnung mit den Menschen dort, wo sie sind, erwies sich als fruchtbar, und Cornel betonte, wie wichtig dies für andere Kirchen sei.

Als der Eiserne Vorhang fiel, wurden Cornel und andere rumänische Christen herausgefordert, die Liebe Jesu in anderen Ländern weiterzugeben. Cornel reiste nach Indien, Brasilien und China, wo Gott sein Herz für diejenigen berührte, die noch nie von Jesus gehört hatten. Seine Auslandsreisen motivierten Cornel dazu, die rumänische Kirche zu mobilisieren, ihren Teil dazu beizutragen, das Evangelium an alle weiterzugeben – sei es in einem weit entfernten Ort oder in einem Nachbarland.

Jetzt helfen und spenden

Teilen auf